Lisboa-Weine: Vielseitige Weinstilistik aus der idyllischen Landschaft nördlich von Lissabon

Die Weinregion Vinho Regional Lisboa nördlich von Lissabon steht noch immer im Schatten der großen bekannten Regionen Douro, Dao, Alentejo und Vinho Verde. Dabei ist Lisboa die größte Weinbauregion in ganz Portugal. Sie erstreckt sich von Lissabon aus in einem 150 km langen Streifen parallel zum Atlantik. In einer idyllischen Hügellandschaft mit vorgelagerten Dünen reicht dieser Streifen bis zum Fischereihafen Peniche, in dessen Nähe bei Cabo Carvoeiro die bekannten Surferstrände beginnen.

Auf rund 30.000 ha werden hier in 9 DOC-Gebieten Reben kultiviert, die vollkommen unterschiedliche Weinstile hervorbringen. Klimatisch ist der Einfluss des Atlantiks mit seinen Winden und Niederschlägen entscheidend. Im Westen der Serra de Montejunto, z.B. in der DOC Torres Vedras, ist es fühlbar kühler und windiger, während das Klima auf der östlichen geschützten Seite in der malerischen Landschaft der DOC Alenquer deutlich trockener und wärmer ist.

Aus Estremadura wurde Vinho Regional Lisboa

2009 wurde die Region, die bis dahin Estremadura hieß, im Zuge einer Reform umbenannt in Lisboa, weil es immer wieder Verwechselungen mit der gleichnamigen spanischen Region gegeben hatte. Die Böden sind geprägt von Lehm und Kalk, wobei es ein vielseitiger Flickenteppich ist, der in jeder Unterregion anders aussieht, wie die sandigen Böden der Mini-DOC Colares nahe Lissabon zeigen.

Traditionell bestehen in Lisboa viele größere Weingüter und Genossenschaften, seit einiger Zeit aber nehmen immer mehr ambitionierte kleine Winzer ihr Glück in die eigenen Hände und bringen mit handwerklichen Methoden erstaunliche Qualitäten hervor. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist oft unschlagbar gut.

Neun DOCs in der größten Weinbauregion Portugals sorgen für Vielfalt

Ein Großteil der Weine der Region Lisboa wird als Vinho Regional vermarktet, etliche davon in hervorragender Qualität. Die neun DOCs sind bisher nur versierten Weinkennern ein Begriff und werden erst langsam bekannt:

DOC Colares – die roten Weine aus der fast ausgestorbenen Rebsorte Ramisco sind eine Rarität. Sie wachsen auf den Sandböden einer Dünenlandschaft westlich von Lissabon und haben dank ihrer ausgeprägten Tanninstruktur und Frische ein großes Reifepotential. Die DOC umfasst nur noch 10 ha, die ständig durch den in der Region herrschenden Bauboom bedroht sind. Neben Ramisco wird noch die weiße Malvasia angebaut.

DOC Carcavelos – eine Region, die lange für ihre Süßweine bekannt war, aber ebenfalls durch die steigenden Baulandpreise der Stadt Lissabon schrumpft.

DOC Bucelas – die Region ist bekannt für ihre exklusiven und mineralischen Weißweine aus der Rebsorte Arinto. Daneben werden auch hervorragende Schaumweine erzeugt, die aufgrund der Nähe zum Atlantik von frischen Winden profitieren.

DOC Arruda – in einer märchenhaften Hügellandschaft werden hier nördlich von Lissabon vorwiegend Rotweine angebaut, die nach einer Änderung der DOC-Regeln 2002 immer häufiger auch internationale Rebsorten wie Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon umfassen.

DOC Alenquer – im Schutz der Serra de Montejunto entstehen hier die wohl besten Weine der Weinbauregion Lisboa. Die Niederschläge sind deutlich geringer und es ist oft 3-5 Grad wärmer als westlich der Hügelkette. Deshalb werden hier im milden Klima vorwiegend rote Rebsorten angebaut. Einige ambitionierte Winzer erzeugen hier spannende hochwertige Weine, darunter auch die Quinta da Casaboa.

DOC Torres Vedras – auf der anderen Seite der Serra de Montejundo ist das Klima deutlich rauer. Leichte trockene Weine wie der „Vinho Leve“, der ein wenig an den Vinho Verde erinnert, herrschen hier vor.

DOC Obidos – die DOC, benannt nach dem pittoresken Dorf Obidos mit seiner wunderschönen mittelalterlichen Stadtmauer, bringt ebenfalls leichte Weißweine hervor, produziert aber auch elegante Rotweine. Eine Spezialität der Region sind die hochwertigen Schaumweine, die mit zu den besten in Portugal gehören.

DOC Lourinha – das Gebiet erstreckt sich an der Küste bis zum Fischereihafen Peniche unweit der Surferstrände nördlich von Cabo Carvoeiro. Bekannt ist die Region weniger für Weine als für Weinbrand.

DOC Encostas de Aire – ist die größte Region in Lisboa und durch einen Pinienwald vor den Winden des Atlantiks geschützt.

Rebsorten in Lisboa – Autochthone Vielfalt trifft internationale Blockbuster

Nachdem vor rund 20 Jahren die Regularien einiger DOCs überarbeitet wurden, werden immer häufiger internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah aber auch Chardonnay angebaut. Dennoch besteht der größte Teil der Produktion immer noch aus den klassischen autochthonen Rebsorten der Region, die auch in ganz Portugal verbreitet sind:

Weißwein Rebsorten: Arinto, Fernao Pires, Malvasia

Rotwein Rebsorten: Aragonez (Tempranillo), Castelao, Ramisco, Touriga Nacional, Tinta Miuda (Graciano), Alicante Bouschet

Typische regionale Speisen aus der Region Lisboa

Die Sardinen aus der Region Cascais gehören wohl zu den besten der Welt, ein absoluter Leckerbissen, der hervorragend zu den trockenen und mineralischen Weißweinen der Region passt. Fisch und Meeresfrüchte sind ohnehin eine Domäne der Atlantikregion. Eine Idee ist aber auch „Frango a piri piri“, gegrilltes Hähnchen in Öl- und Chilisauce. Als Dessert nicht zu vergessen die verschiedenen Pasteis-Küchlein, insbesondere der Vanille-Klassiker Pasteis de Belem.

Sind Sie neugierig geworden? Lassen Sie sich überraschen von den fruchtbetonten und eleganten Weinen der Region Lisboa, die neben ihrer Intensität immer einen Touch Frische beinhalten und damit für einen animierenden Trinkfluss sorgen.